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Facebook at Work: Wird sich Facebook die Finger verbrennen?

Nun wagt also auch Facebook den Schritt in die Unternehmen. Die Entwicklungen für das neue Produkt sind schon jetzt weit fortgeschritten, einige Unternehmen sind bereits in der Testphase. Nun wurde es Zeit, die breite Masse darüber zu informieren. Wird es Facebook im Businessumfeld nochmals gelingen, einen so einzigartigen Erfolg zu erzielen, wie sie es bereits in den vergangene Jahren im Consumer Markt geschafft haben?

Der Grund für diese Wagnis ist klar: Der Consumermarkt ist weitestgehend abgegrast. Die ersten ernstzunehmenden Tendenzen einer Abwanderung sind zu beobachten. Teils erfolgt das Verschwinden der Benutzer aus dem immer größer werdenden Desinteresse am permanenten Austausch von „Katzenbildern“ und täglichen Weis- und Neuheiten. Es ist mittlerweile wie der tägliche Besuch in der Kneipe um die Ecke mit den gleichen Personen, Problemen und Geschichten. Irgendwann ist es Zeit zu gehen, alles wurde mehrfach erzählt und besprochen. Teils aber auch, weil es neue Alternativen gibt, die meist noch klein sind, aber Aufmerksamkeit erregen. Stillstand ist Rückschritt und so macht sich Facebook auf zu einer neuen Weide, um diese abzugrasen.

Wenn da noch viel zu grasen ist! Das Thema „Social Collaboration“ ist bereits seit vielen Jahren in den Unternehmen. Junge Unternehmen, meist aus hippen Branchen oder der IT, nutzen Social Networks jeglicher Art anstatt von E-Mail oder auch von Papier. Aber auch viele ältere, größere Unternehmen haben sich in den letzten Jahren auf den Weg gemacht, um ihre Unternehmenskultur sowie ihre interne Kommunikation an aktuelle und zukünftige Herausforderungen weiterzuentwickeln. Trotzdem bleibt es bei den meisten Unternehmen ein schwieriges und zähes Thema. Auch zehn Jahre nach der Vorstellung der ersten Produkte.

Die meisten Kommentare sehen die bevorstehenden Entwicklungen und Ankündigungen von Facebook tendenziell eher positiv. Der Markt wird in Bewegung geraten. Facebook wird seine Erfahrungen nutzen, die sie in den vergangenen Jahren mit ihrer mehr als erfolgreichen Plattform sammeln konnte.

 

facebook at workFacebook wird auf viele neue und alte Probleme stoßen!

Bevor Facebook tatsächlich in der Breite auf den Markt kommt, werden erstmals viele Firewalls überwunden werden müssen. Damit sind sowohl die kleinen Kisten gemeint, die die Datenleitungen der Unternehmen mit der großen weiten Welt verbinden. In vielen Unternehmen ist die Nutzung von Social Networks während der Arbeitszeit strikt verboten. Aber auch die Firewalls in den Köpfen der Mitarbeiter, der IT’ler und dem Management müssen überwunden werden – darf Facebook nun ins Unternehmen und wenn ja welches usw. Das wird noch einiges an Diskussion mit sich bringen.

 

Zielgruppe? Wen möchte Facebook ansprechen?

Es gibt im deutschen Markt bereits einige Dutzend Produkte, die ähnliches leisten wie Facebook. Noch eine Anwendung mit einem „Stream“ wird nicht benötigt. Man kann gespannt sein, welche zusätzlichen Services und Funktionen integriert werden. IBM, Google, Microsoft sowieso haben viel Geld in entsprechende Office-Anwendungen gesteckt, sie ihre jeweilige Social-Aktivitäten unterstützen.

Wie bereits beim privaten Facebook, wo es viele Entwickler gibt, z.B. aus dem Spielebereich, könnte Facebook einen Partnermarkt aufbauen. Diese sorgen mit ihren Anwendungen dafür, dass das Ganze mehr ist als nur ein Nachrichtenticker. Es wird spannend sein, wie diese Partner Anwendungen entwickeln, die die Prozesse der Unternehmen abbilden, trotzdem „social“ sind und sich dazu im Newsstream integrieren. Andere Social Collaboration Hersteller mit einem ähnlichen Ansatz haben dazu nichts Erkennbares liefern können, obwohl die Vorrausetzungen gegeben waren.

 

Der Wettbewerb ist schon lange da!

Facebook kommt spät, vielleicht zu spät. Bei den Bemühungen von Google konnte man verfolgen, dass es auch für so potente Unternehmen sehr schwierig ist, neue Märkte zu erschließen. Die Mitbewerber haben hier bereits viele Pflöcke im Markt eingeschlagen. Diese werden sich so leicht nicht verdrängen lassen. Außerdem überlegen sich Anwenderunternehmen sehr genau, ob sie eine bereits eingeführte Plattform austauschen oder die Vielfalt unnötigerweise vergrößern.

 

Ist Facebook noch cool genug?

Es gibt bereits einige, mittlerweile schon altbackene Systeme auf dem Markt, aber auch einige sehr, sehr moderne und coole Systeme. Cool ist nun nicht immer der Maßstab für Anwenderunternehmen, aber trotzdem ein wichtiger Faktor. Die Meinungsmacher in Unternehmen sind häufig auf vielen Plattformen unterwegs und werden entsprechend ihre Erfahrungen mit einfließen lassen. Ob Facebook da noch dazu gehört?

Es wird interessant zu sehen sein, ob Facebook seine beiden Systeme so anbieten wird, dass den Anwendern immer klar ist, ob sie nun privat oder beruflich unterwegs sind. Immer wieder gibt es kleinere und größere Erregungswellen, wenn ein Mitarbeiter auf Facebook etwas aus dem Unternehmensalltag veröffentlicht hat.

 

Facebook und der Datenschutz! Kann das überhaupt zusammengehen?

Facebook betont, dass es die Daten vielfältig schützt. Ein sehr heikles Thema in den deutschen Unternehmen. Die Aussage hört sich an, wie wenn ein stadtbekannter Rowdy sich in einer Kneipe zu mir an den Tisch setzt und mit mir einen Spieleabend veranstalten möchte. Es wird viele Abende brauchen, bis ich vom guten Willen meines Gegenübers überzeugt bin. Die Gewährleistung der Datensicherheit wird einer der Knackpunkte für Facebook werden. Hier haben die Mitbewerber schon viel Lehrgeld zahlen und hohe Investitionen betreiben müssen, damit Entscheider das Gefühl hatten, dass ihre Betriebsinternas sicher sind.

 

Aufbau eines neuen Vertriebsmodells

Das bisherige Vertriebsmodel war ein großer Erfolg: Man stellte zur rechten Zeit eine Plattform zur Verfügung, traf den Zeitgeist, lockte viele Anwender mit Onlinespielen an und bot immer wieder neue Appetithäppchen an. Das wird so nicht mehr funktionieren. Der Name ist bekannt, aber bei vielen Entscheidern mit einem Makel behaftet. Der Roll-out erfolgt nicht schrittweise, sondern immer im (Unternehmens-) Paket und zudem nicht über Mund-zu-Mund-Propaganda.

 

Facebooks Angebot bringt auch einiges erfolgversprechendes mit!

Facebook hat eine sehr große und sehr gut gefüllte Portokasse, um den Markt mit seiner Message zu überschwemmen. Die Shareholder werden das sehr großzügig unterstützen, da es der einzige Weg für Facebook ist, im angestammten Umfeld noch zu wachsen.

Eine der größten Hürden bei der Kommunikation über Unternehmensgrenzen hinweg sind die vielen technischen Beschränkungen und die große Vielfalt an Plattformen. Hier könnte Facebook aufgrund seiner enormen Verbreitung einen seiner wichtigsten Trümpfe ausspielen: (fast) Jeder kennt es, (fast) jeder hat es. Im Alltag wird noch immer sehr häufig die E-Mail eingesetzt, da sie überall verfügbar ist und brauchbar beim Empfänger ankommt. Hier könnte Facebook sich zum gemeinsamen Nenner entwickeln.

Facebook ist keine kleine Klitsche, sondern eines der größten und wichtigsten Unternehmen der Welt. Das Userinterface ist nach wie vor bei der Bedienung ganz weit vorne, intuitiv zu bedienen und bekannt. Welcher Softwarehersteller kann von sich behaupten, eine Software entwickelt zu haben, die über eine Milliarde Menschen ohne jegliche Schulung  nutzen. Das wird die großen Mitbewerber hoffentlich dazu bewegen, endlich mehr in die Usability-Entwicklung zu investieren, anstatt hier noch eine Funktion hinzuzufügen – besser dran kleben – und dort noch ein Produkt hinzuzukaufen, um es notdürftig und mit viel Schminke zu integrieren. Hier können die Entwickler von Business Plattformen noch sehr viel von den Consumer Produkten lernen.

Es wird sich für Facebook auszahlen

Facebook hat einige Hürden zu nehmen, um ihr neues Produkt erfolgreich am Markt zu platzieren. Aber selbst bei einer sehr konservativen Rechnung benötigt Facebook vergleichsweise nur sehr wenige aktuelle Anwender, die das neue Produkt benutzen, um innerhalb von 3 Jahren den jetzigen Umsatz aus reiner Werbung zu übertrumpfen.

Im abgelaufenen Jahr hatte Facebook einen geschätzten Umsatz von $3,2 Milliarden. Aktuell sind die jährlichen Zuwachsraten bei deutlich über 10%. Diese Steigerung wird in den kommenden Jahren kaum mehr möglich sein. Daher wurde in der folgenden Kalkulation eine Zuwachsrate von 5% angenommen und ein monatlicher Umsatz pro Anwender von 5 US-Dollar.

Dem Szenario zu Grunde liegt die Annahme, dass 0,5%, 5% bzw. 10% das neue Produkt nutzen werden.

Umsatzprognose von Facebook at Work

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Fazit: Zum Erfolg verdammt?

Es gibt nicht mehr so viele Wachstumsmärkte für Facebook. Außer sie wagen sich auf ein komplett neues Terrain. Daher geht Facebook nun den logischen Schritt und nutzt seine technisch ausgereifte Plattform, ihr Know-how um große Massen an Anwendern zu versorgen, die gut gefüllte Geldschatulle und den eigenen Brand, um den Markt in Bewegung zu bringen.

Der Markt wird auf jeden Fall in Bewegung geraten.

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