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Die E-Mail wurde aus ihrem Dämmerzustand befreit

Nach IBM und Google investiert auch Microsoft sehr viel Geld in das Thema E-Mail. Ein altes Kampffeld wird wieder neu bestellt und die Protagonisten rüsten auf.

Kein anderes Werkzeug wird im privaten wie im beruflichen Umfeld so häufig eingesetzt wie die E-Mail. Morgens, entweder kurz vor oder kurz nach dem ersten Kaffee wird auf einem der vielfach vorhandenen Internet-fähigen Devices jeglicher Größe und Art der E-Mail Client aufgemacht und nachgesehen, ob irgendetwas Neues – vielleicht sogar was elementar Wichtiges – in der Inbox liegt. Über Nacht sind neue E-Mails in der Regel nichts ungewöhnliches, ob diese wichtig und relevant sind und man sich daher vor alle anderen Dingen damit beschäftigen muss, lassen wir mal an dieser Stelle offen. Aber auch tagsüber werden ständig Geräte gesucht, die einen Einblick in die Inbox gewähren. Das hat mittlerweile solche Ausmaße angenommen, dass große deutsche Unternehmen abends den Zugang zur Inbox verweigern.

Hoffnung hatten all diejenigen, die daran geglaubt haben, dass die Einführung von Social Networks unser Leben nachhaltig verändern werden. Das hat es in vielen Fällen auch. Gerade Jugendliche nutzen andere Kommunikationstools, um sich auszutauschen. Auch haben einige Unternehmen viel Geld investiert, um sich von der einseitigen Kommunikationsplattform E-Mail zu lösen. Aber in den meisten Fällen ist nur ein weiterer Zeitfresser dazugekommen. Morgens geht man nicht mehr nur schnell noch die Inbox durch, sondern wechselt auch noch zu den anderen Apps, um die Streams der verschiedenen Dienste aufzusaugen.

Haben die neuen „Social“-Technologien ihre Versprechen nicht eingehalten, oder waren es die Unternehmen und Anwender, die sich dem Wechsel zu neuen Kommunikationsformen und –Technologien verwehrt haben. IBM, Google und Microsoft haben sehr viel Geld in die Entwicklung und/oder den Kauf von IBM Connections, Google Plus und Microsoft Yammer und Sharepoint gesteckt. Dazu liefen die Marketingmaschinerien auf Hochtouren, um die Unternehmen davon zu überzeugen in die neuen Plattformen zu investieren. Aber anscheinend haben alle Hersteller und Auguren(?) sich geirrt: Die E-Mail bleibt die wichtigste Kommunikationsplattform, gefolgt von der bunten Vielfalt andere Systeme und Konzepte.

Ohne die E-Mail geht es nicht – aber nicht so wie bisher!

Keiner der großen Hersteller hat in den letzten Jahren viel Geld in die Weiterentwicklung ihrer E-Mail Anwendungen gesteckt. IBM Notes sieht altbacken aus wie eh und je. Outlook hat sich an das Office Layout angepasst, das war es. Der freie E-Mail Client Thunderbird sieht nach wie vor aus, wie aus dem letzten Jahrhundert und auch Google hat erstaunlicherweise wenig an Google Mail in den letzten Jahren verändert. Vielleicht hatten sie nach Google Wave und Google Plus –  das erste Tool ist komplett verschwunden, das zweite dümpelt mehr schlecht als recht dahin – einfach nicht mehr den Mut an einem erfolgreichen Produkt etwas Tiefgreifendes zu verändern.

Ausgerechnet IBM hat mit seiner Vorstellung von „Verse“ nun die größte Lawine an Neuerungen losgetreten. Dachte man sehr lange, dass bei der IBM das Thema E-Mail bzw.  Notes und Domino irgendwann endgültig durch sein muss, präsentiert IBM  einen komplett neu entwickelten E-Mail Client. Auf der Basis der im eigenen Haus vorhandenen Werkzeuge wie Domino und Analytics sowie einem riesigen Schritt, ach was Sprung, beim Thema Benutzerschnittstelle (IBM stellt Verse vor), haben die IBM eigenen Entwickler ein vollständig neues Konzept für den Umgang mit E-Mails vorgestellt.

clip_image004_thumb.jpgWar bisher die Inbox bei den E-Mail Clients aller Hersteller im Mittelpunkt, geht IBM mit Verse einen neuen Weg. Es steht nicht mehr die einzelne E-Mail im Mittelpunkt, sondern diese wird im Kontext der Person und der Inhalte analysiert und dem Anwender präsentiert. 100 Millionen hat IBM nach eigenen Angaben in die Neuentwicklung investiert. IBM wird jedoch im kommenden Jahr viel Aufwand betreiben müssen, um ihren Anwendern und den Verantwortlichen in den Unternehmen die neue Strategie und die dazugehörigen Produkte schmackhaft zu machen.

clip_image002.pngBei Google hörte man nun bereits eine ganze Weile immer wieder, dass auch sie ihren E-Mail Client erweitern werden. Nun sind die Einladungen der neuen Anwendung unterwegs und Google Mail-Anwender können die neue E-Mail Experience testen. Auch Google versucht ebenso wie IBM dem Anwender zu helfen und diesen vor dem Ertrinken in der Informationsflut zu unterstützen. Dabei greifen auch sie in das vorhandene Entwicklerregal und nutzen ihre bisherigen Entwicklungen und Erfahrungen von Google Mail und Google Now. Vor allem die mobilen Anwender sollen von den neuen Funktionen profitieren, indem die eingehenden Nachrichten vorsortiert, gefiltert und gruppiert werden. Erste Erfahrungsberichte zeigen, dass die Umstellung nicht ohne Komplikationen bei den Anwendern von statten geht.

Nun greift also auch Microsoft wieder aktiv ins Geschehen ein. Für angeblich 200 Millionen US$ kaufen sie sich moderne Technologie ein. Es ist verwunderlich, dass Microsoft so viel Geld in ein Unternehmen (Acompli) investiert, das eine E-Mail App für zwei mobile Betriebssysteme entwickelt hat. Steht Microsoft hier im Zugzwang durch die beiden Mitbewerber und spart sich so die Zeit für eine Neuentwicklung? Oder fehlt einfach das Know-how, um das Konzept von E-Mail zu modernisieren und auf die Straße zu bringen.

clip_image006_thumb.jpgEbenso wie bei IBM und bei Google setzt Microsoft auf den mobilen E-Mail Anwender. Das Angebot von Acompli passt zu Microsoft, da der E-Mail Client den Fokus auf E-Mails und Termine sowie auf Dateien legt. Inwieweit die Acompli Apps ein entsprechendes analytisches Backend einsetzen – so wie es die Produkte von IBM und Google beinhalten – ist schwer einzuschätzen. Allerdings sind die Zugriffe auf die gespeicherten Informationen innerhalb der App sehr schnell. Man darf gespannt sein, wie und in welcher Form Microsoft die Neuakquisition in das Portfolio aufnimmt. Bleibt es ein selbstständiges Produkt, bildet es die Grundlage für die Entwicklung auch auf den Microsoft eigenen Betriebssystemplattformen oder werden Teile davon herausgenommen und in andere Produkte integriert.

Der nächste Schritt: Social Collaboration und E-Mail zusammenführen

Die Erkenntnisse der aktuellen Entwicklungen und die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen es: Ohne die E-Mail geht es nicht! Aber auch ohne die Social Collaboration Plattformen geht es nicht mehr in den Unternehmen. Die Aufgaben und die Vorteile können nicht von dem jeweils anderen Tool ersetzt werden. Aber die beiden Welten können sich hervorragend ergänzen. Es wird die Kunst der Hersteller sein, in der nächsten Version ihrer jeweiligen Produkte die Grenzen zwischen den Systemen immer weiter verschwinden zu lassen. Im Moment müssen Anwender noch viel zu viel darüber nachdenken, welche Information sie wie und mit welchem Werkzeug übermitteln. Erst wenn die Trennung aufgehoben ist, der Zugriff tatsächlich im gleichen (Funktions-) Umfang auf verschiedenen Geräten möglich ist und analytische Verfahren tatsächlichen einen Mehrwert bringen, dann erhält der Anwender die notwendige Unterstützung beim Kampf mit der täglichen Informationsüberflutung.

Man darf sehr gespannt sein, wie die neuen Entwicklungen und Angebote der drei großen E-Mail Anbieter von den Anwendern und den Unternehmen angenommen werden. Veränderungen sind in einem Bereich, den Anwender jeden Tag aufsuchen und sie es sich dort passend eingerichtet haben, häufig nicht besonders gern gesehen. Obwohl es so dringend notwendig ist. Die neuen Anwendungen zeigen, dass es auch bei der E-Mail noch Innovationspotential gibt und die Hersteller dort auch weiterhin investieren müssen.

Unterschiedliche Ansätze, aber ein Ziel: Die E-Mail wieder in den Vordergrund rücken

Microsoft hat es sich vergleichsweise leicht gemacht und Technologie einfach wieder hinzugekauft. IBM ist diesmal einen anderen Weg gegangen und hat diesen Neuanfang selbst entwickelt. Google entwickelt auch selber, geht aber nicht einen so großen Schritt wie IBM. Alle drei Firmen haben in eine Commodity Anwendung vergleichsweise viel Geld investiert. Geht man davon aus, dass der E-Mail Markt gesättigt ist, kann man davon ausgehen, dass keiner der drei Hersteller dieses Feld den anderen Mitbewerbern kampflos überlassen wird.

Wer den Zugang  über die E-Mail an die Anwender verliert, verliert diesen bereits morgens für den restlichen Tag und die anderen Anwendungen.

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